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Lesenswert!

7 Buchtipps aus dem Team der Elbphilharmonie.

Was tun an langen Abenden, wenn Konzertsäle, Kinos und Clubs geschlossen sind? Ein gutes Buch lesen zum Beispiel – hier kommen sieben Empfehlungen aus dem Team der Elbphilharmonie.

Tonbänder von der Grenze Mexikos :Valeria Luiselli: Archiv der verlorenen Kinder

Darum geht’s: Eine US-amerikanische Mittelklasse-Familie reist an die mexikanische Grenze, um Tonaufnahmen von Apachen zu sammeln – und begegnet dabei geflüchteten Kindern, die in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind. Eine vorgeblich heile Familienwelt kollidiert mit dem Drama der Flüchtlingskrise.

Warum lesen? »Das Buch hat mich gefesselt, weil es das Thema Flucht eindringlich vor Augen führt – und was Menschlichkeit in diesen Zeiten bedeutet. Ähnliches passiert leider auch jeden Tag an den europäischen Grenzen, auch für uns ist es brandaktuell. Valeria Luiselli beschreibt die Umgebungen, als würde man selbst mit einer Tonangel und einem Aufnahmegerät dabei sein – für mich als Technikerin besonders spannend.«

Lisa
(Videotechnik)

Der erste Zufall unserer Biografie :Saša Stanišić: Herkunft

Sascha
(Systemadministration)

Darum geht’s: »›Herkunft‹ ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.« So beschreibt Saša Stanišić seinen mit dem deutschen Buchpreis 2019 ausgezeichneten Roman. Seine Geschichte betrifft uns alle – irgendwie: »ein Buch über eine zersplitterte Familie, über die Frage, was zu mir gehört. Ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Ein Buch über Sprache und Scham, Ankommen und Zurechtkommen, Glück und Tod.« (Stanišić)

Warum lesen? »Stanišić schafft es, die ernsten Themen in einem selbstironischen, fast beschwingten Ton zu erzählen. Besonders gut haben mir die Sprache und die verschiedenen Handlungsebenen gefallen – Realität und Fiktion verschwimmen, aber das Gefühl, das die Geschichte transportiert, bleibt dasselbe.«

Absurder Spaß :Sebastian Stuertz: Das Eiserne Herz des Charlie Berg

Darum geht’s: Charlie Berg hat besondere Fähigkeiten: Er kann feinste Düfte riechen, hat aber ein schwaches Herz – eine unberechenbare Kombination. Als dann noch der Großvater erschossen wird und seine alte Liebe aus Mexiko auftaucht, gerät die Welt aus den Fugen.

Warum lesen? »Mit über 700 Seiten das perfekte Buch, um sich für eine Weile auszuklinken. Die Geschichte grenzt an einigen Stellen an literarische Reizüberflutung, aber genau deshalb und wegen des manchmal schonungslos trockenen und etwas absurden Humors macht das Lesen so viel Spaß.«

Nele
(Stiftung Elbphilharmonie)

Pechschwarze Religionssatire :John Niven: Gott bewahre

Alex
(Veranstaltungstechnik)

Darum geht’s: Eine bitterböse Satire auf das religiöse Amerika: »Bestens gelaunt kommt Gott aus seinem zweiwöchigen Angel-Urlaub zurück. Wie es wohl den emsigen Kreaturen auf der Erde geht? Nun, in den zwei Wochen himmlischer Zeit sind auf dem Planeten ganze 400 Jahre verstrichen. Gott, der in der Renaissance aufbrach, findet sich im Jahr 2011 wieder. Verpasst hat er zwei Weltkriege, Atomwaffen, Religionsgruppenzwiste, Digitalisierung, Finanz- und Weltwirtschaftskrisen, Umweltzerstörung, Twitter – und einen katastrophalen Werteverfall. Er muss eingreifen, so viel ist klar. Ausgerechnet der Teufel bringt ihn dabei auf eine geniale Idee.«

Tipp: »Besonders zu empfehlen: das Hörbuch, gelesen von Gerd Köster!«

Bedrohung aus dem Ozean :Frank Schätzing: Der Schwarm

Darum geht’s: Vor Peru verschwindet ein Fischer spurlos. Ein Ölbohrteam stößt im norwegischen Meer auf ein hunderte Quadratkilometer langes Netz von Organismen. Mit den Walen vor der Küste British Columbias geht eine unheimliche Veränderung vor sich. Nichts scheint miteinander in Verbindung zu stehen. Ein Thriller über die globale Auflehnung der Natur gegen den Menschen.

Warum lesen? »Das Buch ist deshalb so großartig, weil ich selbst nach mehrmaligem Lesen nicht weiß, ob die Geschichte Science-Fiction oder eine mögliche reale Zukunft ist. Sie ist unheimlich eng mit den realen Gegebenheiten verstrickt.«

Joshua
(Lichttechnik)

Einfach loslaufen :Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Brigitta
(Hausführungen)

Darum geht’s: »Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten«, schreibt Harold an seine frühere Kollegin Queenie, die im Sterben liegt. Doch statt den Brief einzuwerfen, läuft er am Postamt vorbei, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Kollegin Brigitta ergänzt: »Auf dieser spontanen Pilgerreise trifft Harold verschiedene Menschen, die ihm Anstoß zur Reflektion über sein eigenes Leben geben. Eine Tour durch die schönsten Landschaften Englands – zum Nachdenken und Schmunzeln.«

Warum lesen? »Erstaunlicherweise ging es mir als Leserin genauso wie Harold: seine Sichtweise auf Dinge zu verändern, sich neu zu positionieren – gerade in Zeiten von Corona durchaus wünschenswert.«

Wie James Bond die Welt sah :Ian Fleming: Thrilling Cities (auf Englisch)

Darum geht’s: »Ende der 50er wurde James-Bond-Autor Ian Fleming im Auftrag der Sunday Times einmal um die Welt geschickt, um über die spannendsten Städte auf dem Globus zu schreiben. Seine Eindrücke zeugen vom gerade einmal 14 Jahre zuvor beendeten Krieg«, erzählt Presse-Kollege Jan. Ein Bericht über die faszinierendsten Städte der Welt von Hongkong bis Hamburg; von Celebrities, Gangstern und Geishas.

Warum lesen? »Hamburg gefiel ihm besonders: ›Hier bauen sie immer noch einzelne, bescheidene Häuser, keine riesigen Stahl- und Glaskonstruktionen, die den Charakter der Stadt ruinieren‹«.

Jan
(Presse)

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