»Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen

Elbphilharmonie Sessions: Julia Hagen

Die junge Star-Cellistin Julia Hagen erfüllt das Elbphilharmonie-Parkhaus mit Musik von Sofia Gubaidulina

Julia Hagen spielt längst schon in der allerersten Liga der internationalen Konzertszene. Als Solistin und als Kammermusikerin ist die gebürtige Österreicherin auf den großen Bühnen der Welt unterwegs und begeistert ihr Publikum mit technischer Perfektion ebenso wie mit tiefer Musikalität.

In ihrer »Elbphilharmonie Session« widmet sie sich Sofia Gubaidulinas Präludien für Solo-Cello. In diesen kurzen Sätzen lotet die zeitgenössische Komponistin die Vielfalt des Cellos aus – virtuose und spannende Klangstudien in der besonderen Atmosphäre des Elbphilharmonie-Parkhauses.

Julia Hagen
Julia Hagen © Sophie Wolter

Die Künstlerin

Die junge Cellistin Julia Hagen zählt zu den bedeutendsten Solist:innen ihrer Generation. Natürlichkeit, Wärme und Mut zum Risiko – mit diesen Qualitäten überzeugt sie in unterschiedlichem Repertoire und wechselnden musikalischen Konstellationen. Aufgewachsen in einer legendären Salzburger Musikerfamilie, tritt sie als gefragte Kammermusikerin heute leichtfüßig in die Fußstapfen ihres Vaters, der als Cellist im renommierten Hagen Quartett spielt. Zu ihren musikalischen Partner:innen gehören dabei Größen wie Igor Levit, Renaud und Gautier Capuçon, Katia Buniatishvili oder das Artemis Quartett. Mit ihrem langjährigen Klavierpartner Alexander Ullman sorgte die junge Musikerin im September 2023 auch bei ihrem Rezital-Debüt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie für Begeisterung.

Solistisch war Julia Hagen bereits als junge Teenagerin unterwegs, nachdem sie schon im Alter von zwölf Jahren mit ersten Studien am Salzburger Mozarteum begann. Ihr Studium absolvierte sie dann in Wien und Berlin. Mit einigen Preisen bedacht, ist sie heute als Solistin auf vielen großen Bühnen der Welt unterwegs. Zu ihren jüngsten Solo-Erfolgen zählen Auftritte mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien und dem Konzerthausorchester Berlin.

»Ich liebe den Cello-Klang. Ich finde, das ist ein Instrument, das nicht nur singen, sondern auch sprechen kann. Und das ist in der Musik genauso wichtig wie das Singen.«

Julia Hagen

»Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen »Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen © Sophie Wolter
»Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen »Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen © Sophie Wolter
Interview mit Julia Hagen Interview mit Julia Hagen © Sophie Wolter
»Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen »Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen © Sophie Wolter

Die Musik

Zehn Präludien für Violoncello solo (Auswahl) :Sofia Gubaidulina

1. staccato – legato
2. legato – staccato
4. ricochet
5. sul ponticello – ordinario – sul tasto
7. al taco – da punta d'arco
8. arco – pizzicato

Seit Jahrzehnten gehört Sofia Gubaidulina zu den wichtigsten Stimmen zeitgenössischer Musik. Die Konzertwelt ist längst nicht mehr denkbar ohne die faszinierende, mal eingängige, mal fordernde – immer aber kompromisslose und ausdrucksstarke Musik der inzwischen über 90-Jährigen. Dabei hat es relativ lange gedauert, bis die gebürtige Russin international bekannt wurde. Sie war fast 50 Jahre alt und lebte in einer kleinen Wohnung in der Moskauer Innenstadt, als der berühmte Geiger Gidon Kremer ihr Violinkonzert »Offertorium« in Wien aus der Taufe hob und die Komponistin im »Westen« schnell in aller Munde war. Bald darauf viel die Mauer und Sofia Gubaidulina zog nach Deutschland, wo sie bis heute in einem Dorf in der Nähe von Hamburg lebt.

Schon zu Studienzeiten wurde Gubaidulina immer wieder für ihre neudenkerische Musik kritisiert. Ihre intensive Tonsprache entsprach nicht den Idealen propagandistisch orientierter Musik, die eher massentauglich, einfach und gerne positiv sein sollte. Kein Geringerer als Dmitri Schostakowitsch war es damals, der die junge Gubaidulina stets bestärkte: Sie solle furchtlos sie selbst sein und ihrem eigenen Weg treu bleiben.

Sofia Gubaidulina
Sofia Gubaidulina © Peter Fischli

Auch ihre Präludien für Cello solo aus dem Jahr 1974 fallen in die frühe Phase ihrer künstlerischen Laufbahn. Die zehn sehr verschiedenen Sätze widmen sich etüdenartig jeweils einer speziellen Spieltechnik. »Ursprünglich beauftragt waren sie als Etüden für eine Cello-Klasse in Russland«, erklärt Julia Hagen. Die Präludien gehen in ihrem musikalischen Gehalt dabei aber natürlich weit über technische Übungen hinaus und entpuppen sich als spannende und effektvolle Streifzüge durch die klanglichen Möglichkeiten des Streichinstrumentes.

 

»Die Grundidee dieser Sätze ist natürlich sehr technisch, aber es steckt eben so viel mehr Musik dahinter.«

Julia Hagen

 

Die sehr verschiedenen Spieltechniken lassen sich dabei wie unterschiedliche Charaktere  erleben, die einander gegenüberstehen oder miteinander ins Gespräch kommen. Der Klang eines Legatos (Töne werden ohne Unterbrechung direkt ineinander übergehen) hat für Gubaidulina beispielsweise immer etwas Positives oder Sprirituelles, während das Staccato (einzelne, hart voneinander abgesetzte Töne) im Kontrast für sie eher für etwas Negatives oder Alltägliches steht. Die Dichte verschiedener Ausdrucksformen in ihren frühen Präludien deutet bereits den klanglichen Reichtum und die stringente Dramaturgie von Gubaidulinas späteren Kompositionen an. »Sie enthalten große Spuren von künftigen Werken von mir«, meint die Komponistin selbst.

Im Fokus: Sofia Gubaidulina

Das Internationale Musikfest Hamburg 2024 widmet Sofia Gubaidulina einen besonderen Schwerpunkt – mit hochkarätig besetzten Kammermusik-Programmen und großen Orchester-Konzerten.

Der Ort

Das Parkhaus in der Elbphilharmonie befindet sich im Backsteinsockel des Konzerthauses, dem ehemaligen Kaispeicher. Für den Bau der Elbphilharmonie wurde der Speicher komplett entkernt und beherbergt neben dem sechsgeschossigen Parkhaus-Neubau mit 500 Parkplätzen auch Büros, Lagerräume sowie die Elbphilharmonie Instrumentenwelt. Die Parkdecks sind über eine Doppelspindel-Auffahrt miteinander verbunden. Die weiträumigen Ebenen und die hallige Akustik bieten eine ideale Bühne für Sofia Gubaidulinas experimentelle Klangstudien.

»Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen »Elbphilharmonie Session« mit Julia Hagen © Sophie Wolter
Elbphilharmonie Parkhaus Elbphilharmonie Parkhaus © Thies Raetzke

Produktion:

Udo Potratz Sound

Jasper Techel Director of Photography
Gert Seggewiss Camera Assistant

Julian Conrad Edit

Julika von Werder Production Management

Zur Reihe

Für die Elbphilharmonie Sessions nehmen Künstler:innen exklusive Musikvideos in Elbphilharmonie und Laeiszhalle auf – manchmal auch abseits der Bühnen, an ungewöhnlichen Orten. Hier findet jeder Sound seine eigene Kulisse.

Mediathek : Weitere Beiträge

Krieg und Frieden in der Musik

Wie spricht Musik vom Krieg? Und wie klingt Frieden? Ein Essay.

Georges Bizet: Carmen
Video abspielen

Video on Demand vom 21.4.2024 : Georges Bizet: Carmen

Große Gefühle und berühmte Ohrwürmer: Georges Bizets Opern-Hit »Carmen« im Großen Saal – und zwar in seiner Urfassung von 1874.

Sofia Gubaidulina im Portrait

Freiheit in den Augen: Über die im besten Sinne überwältigende Musik der russischen Komponistin.