Aurora Orchestra

Elbphilharmonie Talk mit dem Aurora Orchestra

Dieses Orchester spielt riesige Werke auswendig – und das Publikum traut seinen Augen kaum. Der Chefdirigent Nicholas Collon und Mitglieder des britischen Aurora Orchestra im Gespräch.

»Was spielt dieses unvergleichliche Ensemble wohl als nächstes auswendig?«, wird der Evening Standard auf der Homepage des Aurora Orchestra zitiert. »>Sacre du Printemps<? Wenn das überhaupt jemand könnte, dann sie.« Gefragt, getan. Mit einer inszenierten Konzertfassung von Strawinskys Wahnsinnsstück kehrt das Aurora Orchestra Anfang September nicht nur zu den BBC Proms in die Royal Albert Hall in London zurück, um in gleich zwei Shows vor gut und gern zehntausend Leuten zu spielen. Am 22. August kommen die Briten damit auch in die Elbphilharmonie: Ohne Inszenierung, dafür aber auch ohne Noten, ohne Pulte, ohne Stühle. Im vergangenen Sommer begeisterten sie hier schon mit Berlioz’ auswendig gespielter »Symphonie fantastique«.

Das Aurora Orchestra in der Elbphilharmonie (September 2022)

Das Aurora Orchestra in der Elbphilharmonie, September 2022. Das Aurora Orchestra in der Elbphilharmonie, September 2022. © Daniel Dittus
Nicholas Collon Nicholas Collon © Daniel Dittus
Das Aurora Orchestra in der Elbphilharmonie, September 2022. Das Aurora Orchestra in der Elbphilharmonie, September 2022. © Daniel Dittus

Zu erleben, wie ein komplettes Orchester völlig frei von allen schriftlichen Erinnerungshilfen im Konzert makellos zusammenspielt, treibt auch beim Publikum das Adrenalin in die Höhe. Man fiebert mit wie beim Kunststück eines Artisten-Kollektivs. Von den Musiker:innen verlangt es nicht nur geduldiges Auswendiglernen ihres eigenen Parts, sondern auch eine gründliche Beschäftigung mit der ganzen Partitur. Auf der Bühne dann braucht es ein Höchstmaß an Leidenschaft, Konzentration, Aufmerksamkeit und intensiven Blickkontakt untereinander.

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Alles auswendig :Im Gespräch mit Nichlas Collon und Mitgliedern des Aurora Orchestra

Mit dem Verzicht auf Noten, zumindest bei einem Teil seines Repertories, macht das Aurora Orchestra, 2005 gegründet, erst seit einigen Jahren Furore. Dass bei diesem Hochseilakt ohne Netz durchaus auch pragmatischen Erwägungen eine Rolle gespielt haben, erzählt die Künstlerische Leiterin und Soloflötistin Jane Mitchell im Podcast. Ihr Mann, Orchester-Begründer und Chefdirigent Nicholas Collon, gesteht, dass er den Namen Aurora, den Marketingleute ihnen nahelegten, zuerst überhaupt nicht mochte. Und dass er kürzlich nach zwei Takten Sacre-Partitur auswendig lernen bereits dem Wahnsinn nahe war.

Amy Harman, Solofagottistin, hat es zwar insofern leicht, als der erste Takt des Stücks ganz ihr gehört. Das Werk beginnt mit einem berühmten Fagott-Solo. Da kann man nicht viel falsch machen. Danach aber umso mehr: »Sacre« ist rhythmisch haarsträubend und auch in allen anderen Aspekten wahnsinnig anspruchsvoll. Die vielen Male, die Harman das Stück bislang von Noten gespielt hat, kam sie nach ihrer eigenen Einschätzung noch nie fehlerfrei durch. Vom Auswendigspielen erwartet sich die gewiefte Musikerin unter anderem, dass in ihrem Part von vorn bis hinten alle Noten stimmen. Es wäre das erste Mal.

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