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Video on Demand vom 27.9.2023
verfügbar bis 27.9.2024

Les Siècles / François-Xavier Roth

Der Salzburger Mozart trifft auf den Jubilar György Ligeti (100. Geburtstag) im Konzert von François-Xavier Roth und seinem Orchester Les Siècles. Stargast ist Alexander Melnikov.

Gegensätze ziehen sich an! Zumindest in diesen beiden Konzerten: Mit seinem Originalklang-Orchester Les Siècles kombiniert François-Xavier Roth an zwei aufeinanderfolgenden Abenden im Großen Saal der Elbphilharmonie Werke von György Ligeti und Wolfgang Amadeus Mozart – und lässt die Musiker:innen dafür sogar die Instrumente tauschen. Denn Les Siècles ist eines der wenigen Orchester, das jedes Stück ihres breit gefächerten Repertoires auf den entsprechenden historischen Instrumenten spielt.

Das erste Konzert, das auch den Auftakt zu einem größeren Schwerpunkt mit François-Xavier Roth bildet, kann man am Folgetag als Konzertstream erleben. Starpianist Alexander Melnikov übernimmt hier den Solopart in Mozarts berühmtem Klavierkonzert in A-Dur.

Besetzung

Les Siècles

Alexander Melnikov Klavier

Dirigent François-Xavier Roth

Programm

György Ligeti
Concert Românesc

– Pause –

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488
Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter«

Akustische Zeitreise

Warum »Les Siècles« in der Pause die Instrumente wechselt

Einen solchen Aufwand betreibt kaum ein anderes Orchester der Welt: Zwei komplette Sätze von Instrumenten hat Les Siècles mit nach Hamburg gebracht; zwischen Ligeti und Mozart wird getauscht. Als würde eine Fußballmannschaft in der Halbzeitpause die Trikots wechseln – wobei die im Mannschaftsbus weniger Platz wegnehmen als all die Geigen, Hörner und Pauken. Was soll das?

Nun, in den vergangenen 300 Jahren gab es erhebliche Entwicklungen im Instrumentenbau. Grundsätzlich ging es immer darum, verlässlich sauberer und lauter spielen zu können – im selben Maße, wie die Aufführungsorte größer wurden. Dank technischer Innovationen gelang das, allerdings veränderte sich dabei auch der Klang der Instrumente. Dazu kommt noch, dass frühere Komponisten viele Dinge, die für sie selbstverständlich waren, gar nicht in die Noten schrieben, zum Beispiel Verzierungen, das Tempo (!) oder die exakte Besetzung.

Schon ab 1900, verstärkt dann nach dem Zweiten Weltkrieg, formierten sich Ensembles, die den authentischen historischen Klang rekonstruieren wollten, also, wie zum Beispiel Bach oder Mozart ihre eigene Musik hörten. Stets beschäftigten sie auch Musikwissenschaftler, die in Archiven nach Hinweisen auf originale Musizierweisen suchten – etwa in alten Lehrbüchern wie Leopold Mozarts Violin-Schule. Anfangs wurden diese Enthusiasten als Spinner belächelt, die auf merkwürdig scheppernden Nachbauten herumkratzten, völlig konträr zum modernen Ideal technischer Perfektion. Doch nach vielen ungeheuer faszinierenden CD-Einspielungen hat sich dieser Ansatz etabliert. Heutzutage gibt es viele ausgezeichnete Ensembles der »historisch informierten Aufführungspraxis« – wie etwa Les Siècles.

Wo liegen nun genau die Unterschiede zwischen dem Ligeti- und dem Mozart-Orchester? Manche kann man mit bloßem Auge erkennen, manche nur mit dem Ohr. Am Ende dieses Konzerts können Sie selbst entscheiden, was Ihnen besser gefällt – oder beides gleichberechtigt nebeneinander stehen lassen.

Stimmton

Der Grundton, nach dem die Instrumente gestimmt werden, ist über die Jahrhunderte kontinuierlich gestiegen, der Brillanz wegen. Bei Ligeti (440 Hertz) liegt er fast einen Halbton über Mozart (430 Hz). Der heutige Grundton wurde 1939 auf einer internationalen Konferenz festgelegt.

Streicher

Zu den wichtigsten Neuerungen zählen starke, durchsetzungskräftige Stahlsaiten anstelle der alten, gedeckt klingenden Saiten aus Schafs- oder Rinderdarm, die sich auch leichter verstimmen. Der Bogen war früher kürzer und konvex gekrümmt wie ein Flitzebogen, was andere Spieltechniken bedingte.

Bläser

Blasinstrumente durchliefen im 19. Jahrhundert die größte Evolution. Die Querflöte wurde fortan aus Metall gefertigt, zählt aber aufgrund ihres softer klingenden hölzernen Vorgängers noch immer zu den Holzbläsern. Andere Holzbläser wie Oboe und Klarinetten erhielten Klappensysteme (anstelle bloßer Löcher wie bei der Blockflöte), um mehr Töne spielen zu können. Analog dazu wurden Blechblasinstrumente wie Trompete und Horn (Bild) mit Ventilen und komplizierten Mehrfach-Rohrschleifen ausgerüstet – bis dahin konnten sie praktisch nur in einer einzigen Tonart spielen, und die über den Atemdruck gesteuerten Töne fielen teils reichlich schief aus ... 

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