Julia Hagen

Im Spotlight: Fragen an die Künstler:innen der Reihe »FAST LANE«

Über das erste Konzert, große wie kleine Träume und gute Tipps – Fragen an die Musiker:innen der hochkarätigen Nachwuchs-Reihe.

Sie sind die Stars von morgen, aber an ihren ersten Auftritt können sie sich alle noch gut erinnern – ob auf der Schulbühne, mit Geschwistern, aufgeregt oder gelassen. Junge Künstler:innen über Schlüsselerlebnisse und mutige Träume, über gute Lehrer und die große Kunst, den Gratis-Alkohol im Flugzeug abzulehnen.

Mit der Reihe FAST LANE präsentiert die Elbphilharmonie auch in der Saison 2023/24 Spitzenmusiker:innen auf dem Sprungbrett in eine Weltkarriere. Sechs Abende quer durch alle Genres geben einen Einblick in die Zukunft der Musik.

Mao Fujita :Klavier

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Definitiv Vladimir Horowitz.

Was war der erste richtige Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Das erste Konzert, an das ich mich genau erinnere, war in einem Saaol in Tokio. Ich war damals 15 jahre alt, meine Eltern haben den raum damals für mich organisiert, und wir haben nicht nur viele Freunde, sondern auch ein paar Klavierprofessoren eingeladen.

Was waren früher deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Als ich ein Kind war, war es mein allergrößter Traum, Taxifahrer zu ­werden. Japanische Taxitüren öffnen sich automatisch – ich fand das unfassbar cool. Allerdings habe ich bis jetzt noch keinen Führerschein, also ist es ­immer noch ein Traum!  

Wann wusstest du, dass du Musiker werden möchtest?
Das kam einfach so mit der Zeit. Ich habe ein paar Preise gewonnen, bekam immer mehr Auftrittsmöglichkeiten und irgendwann haben die Leute dann plötzlich angefangen, mich einen Pianisten zu nennen!

Ist das Leben als Musiker heute so, wie du es dir damals vorgestellt hast?
Ich habe nicht damit gerechnet, so viel zu reisen. Es ist toll, in der Welt unterwegs zu sein, auch wenn ich viel mehr Zeit am Flughagen verbringe, als ich mir je vorgestellt habe!

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Nehmt euch Zeit und habt nicht das Gefühl, dass ihr euch beeilen müsst: Konzentriert euch einfach auf die Musik und übt. Irgendwann findet euch jemand, der euch auf den passenden Weg führt.

Mao Fulijita
Mao Fulijita © Dovile Sermokas

Yamen Saadi :Violine

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Die Vierte Sinfonie von Brahms hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Es war die erste Sinfonie, die ich im Alter von 10 Jahren spielte, dirigiert von Maestro Barenboim. Der Anfang dieses Werks ist so kraftvoll. Den vollen Klang eines Orchesters zu erleben, brachte mich dazu, mich für die Musik zu entscheiden.

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Vivaldis Konzert für 4 Violinen mit Orchester. Ich habe damals die 3. Geige gespielt. Ich liebe dieses Stück.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Ich muss zugeben, dass ich in meiner Jugend von ziemlich großen Dingen geträumt habe, aber nie so weit, dass ich Konzertmeister bei den Wiener Philharmonikern werden würde; Ich fühle mich geehrt und bin glücklich, dass das in meinem Leben passiert ist. Natürlich ist es im Moment mein Traum, das Leben und die Musik weiter zu genießen, und Wege zu finden, als Musiker einen Beitrag zur Welt und zur Gesellschaft zu leisten.

Ist das Leben als Musiker heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Ich denke, mehr oder weniger ja! Es ist schwer, das Leben eines Musikers zu definieren, aber eines ist sicher: Das Leben eines Musikers ist aufregend und unvorhersehbar, es ist voller Abenteuer und Überraschungen.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Genieße jeden Schritt der Reise. Gehe zu jeder Aufführung, die du besuchen kannst. Versuche, die Musik voll und ganz zu erleben. Und versuche, von allen zu lernen – von deinen Lehrerinnen, Mentoren, Kolleginnen und Freunden. Und vergiss nicht, auch das Leben zu genießen – das ist wahrscheinlich der größte Lehrmeister.

Yamen Saadi
Yamen Saadi © Clara Evens

Sara Ferrández :Viola

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Ich bin mit sieben Jahren zum ersten Mal aufgetreten, aber noch besser erinnere ich mich an ein Konzert im Alter von elf Jahren, bei dem ich mich großartig gefühlt habe. Ich habe damals ein Stück aufgeführt, das mir mein Großvater beigebracht hatte. Ich erinnere mich noch immer daran, wie gut sich das angefühlt hat.

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Im Bezug auf mein Instrument auf jeden Fall Mozart und Bach. Es wäre unfair, nur einen von beiden zu nennen.

Wann wusstest Du, dass Du Musikerin werden möchtest?
Ich habe mich das eigentlich nie gefragt. Ich wusste einfach, dass das mein Leben ist – damals und heute. Da Musik bei uns zu Hause eine sehr vertraute Sprache war, kam das ganz natürlich.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Als Kind wollte ich als Solistin auf der Bühne stehen. Diesen traum lebe ich nun momentan. Inzwischen bin ich dabei, meine Träume als Erwachsene weiterzuentwickeln, aber ich kann noch nicht mehr sagen, als dass es um Musik ging und immer gehen wird.

Ist das Leben als Musikerin heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Ich hatte damals keine Vorstellung davon, wie es sein würde. Ich habe einfach immer weitergemacht. Das Leben als Musikerin kann auf jeden Fall genau so gestalten, wie man will. Es gibt nicht den einen Weg, und es kann sich immer ändern.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Glaube an dich selbst, sei offen für neue Wege, folge deiner Intuition, suche die Nähe zu deiner Familie, bleibe bodenständig, sei geduldig und konsequent, lenke dich nicht zu sehr ab und achte auf einen gesunden Körper und Geist.

Sara Ferrández
Sara Ferrández © Clara Evens

Pablo Ferrández :Violoncello

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Martha Argerich 

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Als ich im Alter von 7 oder 8 Jahren für eine spanische TV-Show auftrat. Ich spielte damals ein klassisches Konzert mit einem Orchester.

Wann wusstest Du, dass Du Musikerin werden möchtest?
Seit ich denken kann! Meine Eltern sind beide Musiker und ich habe mit 3 Jahren angefangen, Cello zu spielen.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Mein größter Traum war es, Solist zu werden und die Welt zu bereisen, und mit den größten Orchestern zu spielen – und das ist glücklicherweise genau das, was ich jetzt mache.

Ist das Leben als Musiker:in heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Ich habe mir nicht vorgestellt, so viel zu reisen.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Übe, kümmere dich um deine körperliche und geistige Gesundheit, treibe Sport und achte auch auf deine Ernährung, dann wirst du es weit bringen.

Samara Joy :Vocals

Was war dein erster richtiger Auftritt, an den du dich ­erinnerst?
Der erste richtige Auftritt, an den ich mich erinnere, war mit etwa 10 Jahren, als ich vor meiner Schulklasse einen Song namens »One Step at a Time« von Jordin Sparks sang.

Wer war deine erste musikalische Liebe?
Meine erste musikalische Liebe war ganz sicher mein Vater, Antonio Charles McLendo. Ich bewunderte nicht nur seine originelle Musik und seine Fähigkeiten am Bass, sondern auch die ganze Musik, die er meinen Geschwistern und mir zeigte.

Wann wusstest du, dass du Musik gerne zu deinem Beruf machen möchstest?
Ich wusste, dass ich professionelle Sängerin werden wollte, als ich in der Unterstufe war. Ich habe im Chor gesungen und oft bei Musiktheater-Produktionen mitgespielt. Obwohl ich auch andere Schulfächer liebte, wusste ich damals schon, dass Singen meine Leidenschaft war.

Was waren damals deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Als ich ein Kind war, war mein größter Traum vielleicht, eine singende Wissenschaftlerin zu werden. Inzwischen erfüllen sich so viele Träume, die mir eigentlich noch gar nicht bewusst waren. Mein Traum ist es also, den unerwartet schönen musikalischen Weg, auf dem ich mich befinde, weiterzugehen und zu sehen, wohin er mich führt.

Ist das Leben als Musikerin heute so, wie du es dir damals vorgestellt hast?
Als Kind habe ich mir das Leben eines Musikers ziemlich cool vorgestellt. Jetzt erlebe ich, was alles im Hintergrund zu dieser Arbeit dazugehört. Das ist nicht immer einfach ist, aber es ist es wert.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Übe und bleibe neugierig und kreativ!.

Samara Joy
Samara Joy © Meredith Truax

Randall Goosby :Violine

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Ich erinnere mich an einen Auftritt, als ich neun Jahre alt war. Es war für eine meiner ersten Lehrerinnen, Routa Kroumovitch-Gomez, an der Stetson University in Daytona, FL. Ich erinnere mich nur daran, dass wir zu spät ankamen, so dass ich keine Zeit zum Aufwärmen hatte und direkt vom Auto auf die Bühne ging. Am Ende war es gar nicht so schlimm!

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Ich weiß nicht mehr, wer zuerst da war - David Oistrach oder Bob Marley!

Wann wusstest Du, dass Du Musiker werden möchtest?
Das war, als ich 2011 zum ersten Mal beim Perlman Music Program mitmachte. Ich war noch nie von so vielen talentierten jungen Musiker:innen umgeben gewesen. Und die Möglichkeit, sie spielen zu hören, über Musik zu sprechen und gemeinsam zu musizieren, begeisterte mich für eine Karriere in der Musik.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Damals wollte ich noch Profisportler werden! Aber meine Mutter hat damals sehr auf meine Hände aufpassen wollen, und ich habe diesen Traum schließlich aufgegeben. Jetzt habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Musikprogramme in Gegenden zu entwickeln, in denen es keinen regelmäßigen Zugang zu klassischer Musik gibt. Ich hoffe, dass ich die Freude, die die Musik in mein Leben gebracht hat, mit so vielen jungen Menschen teilen kann wie möglich!

Ist das Leben als Musiker heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Ehrlich gesagt, habe ich mir als Kind nie viele Gedanken darüber gemacht, wie das Leben als Erwachsener aussehen würde. Es war so schön, ein Kind zu sein! Aber ich hätte mir mein Leben nie so vorstellen können, wie es jetzt ist. Ich bin so dankbar, dass ich um die Welt reisen kann, um mit wunderbaren Menschen schöne Musik zu spielen, lecker zu essen und überall Golf zu spielen!

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Finde Freunde, die deine Leidenschaft teilen! Spiele die Musik, die du liebst, und übe sie langsam!

Randall Goosby
Randall Goosby © Kaupo Kikkas

Julia Hagen :Cello

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Das war mit meinen Geschwistern im Schloss Mirabell in Salzburg, im Jahr 2005. Dort haben schon mein Opa und mein Papa Konzerte gespielt, daher war das natürlich etwas sehr Besonderes für mich.

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Ich kann mich erinnern, dass ich von der DVD mit Jacqueline Du Prés Elgar-Konzert total fasziniert war.

Wann wusstest Du, dass Du Musikerin werden möchtest?
Mit 12 Jahren, als ich zu meinem neuen Lehrer Enrico Bronzi kam. Seine Leidenschaft für Musik und das Cello hat mich so dermaßen angesteckt, dass ab dem Zeitpunkt klar war, dass ich das für immer machen will.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Schubert Quintett mit dem Hagen Quartett zu spielen (erledigt) Im Moment bin ich wunschlos glücklich!

Ist das Leben als Musikerin heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Ich Rutsche immer relativ naiv und ahnungslos in Situationen hinein und hatte gar keine konkrete Vorstellung, was mich erwartet.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Verlasst euch auf euer Bauchgefühl und bleibt euch treu!

Julia Hagen
Julia Hagen © privat
Julia Hagen
Julia Hagen © Simon Pauly

Alexander Ullman :Klavier

Was war Dein erster richtiger Auftritt, an den Du Dich erinnerst?
Die erste Aufführung, an die ich mich erinnere, war im Alter von vier Jahren mit einem Steeldrum-Ensemble. Bis heute frage ich mich, ob ich mit meiner Entscheidung fürs Klavier auf eine blühende Karriere als Virtuose karibischer Perkussionsinstrumente verzichtet habe.

Wer war Deine erste musikalische Liebe?
Bach. meine Liebe zur Musik begann mit dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach.

Wann wusstest Du, dass Du Musiker werden möchtest?
Sobald mir bewusst wurde, dass Menschen einen Job brauchen, um zu überleben, und dass Menschen manchmal für Klaviermusik bezahlen wollen! Bis zum reifen Alter von zwölf Jahren spielte ich jedoch noch mit dem Gedanken, etwas Akademisches zu studieren.

Was waren damals Deine größten Träume? Was sind sie jetzt?
Ich glaube nicht, dass ich mir damals vorstellen konnte, auf einer Bühne wie der Elbphilharmonie zu spielen, aber jetzt träume ich davon, dies so lange zu tun, wie es mein Kopf und meine Finger erlauben.

Ist das Leben als Musiker heute so, wie du es Dir damals vorgestellt hast?
Man verbringt mehr Zeit damit, den Gratis-Alkohol im Flugzeug zu meiden, mit unterschiedlichem Erfolg, aber ansonsten würde ich sagen, dass es ziemlich genau übereinstimmt.

Dein Tipp an junge Musiker:innen?
Fang nicht an, auf Flügen zu trinken. Und Integrität.

Alexander Ullmann
Alexander Ullmann © Matt Russell

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