Sir András Schiff

Elbphilharmonie Talk mit Sir András Schiff

Auf Reisen mit einem Mahagoni-Flügel: Der legendäre Pianist im Gespräch über die Vorteile alter Instrumente, über Nachwuchsförderung und seine große Liebe zu Florenz.

Sir András Schiff, vor gut 70 Jahren in Budapest geboren, ist als Interpret am Klavier eine Institution. Ausgebildet in jungen Jahren unter anderem von György Kurtág, befragt Schiff bis auf den heutigen Tag die Noten und alles darum herum mit größter Genauigkeit und einem tiefen Respekt vor der Arbeit der Komponisten, von denen Johann Sebastian Bach ihm der allerliebste ist. Franz Liszt findet er auch genial, aber dessen Musik ist ihm ein Graus, weshalb er nichts von ihm spielt. Schiff verabscheut die grundlos grandiose Geste, Pathos ebenso wie Sentimentalität.

Das rechte Klavierpedal, das die Dämpfung der Saiten außer Kraft setzt und so einen schönen, vollmundig-verwaschenen Sound erzeugt, wenn man es tritt und dabei ordentlich in die Tasten langt, ist für ihn beim Spielen von Musik aus der Zeit vor Beethoven ein No Go. Das macht das Spielen keineswegs einfacher. Aber auf jeden Fall besser. Wenn man’s kann. Und Schiff kann – so gut, dass er sich inzwischen nicht mehr Pianist nennt, sondern, ganz bescheiden: Musiker.

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Ein Brückenbauer :Im Gespräch mit Sir András Schiff

In der Saison 2023/24 tritt András Schiff bei fünf Konzerten in der Elbphilharmonie auf – mit einem Solo-Recital, mit der nach ihm benannten Cappella Andrea Barca, mit dem Chamber Orchestra of Europe, beide dirigiert er auch, und im März mit der Tschechischen Philharmonie unter Semyon Bychkov mit dem Klavierkonzert von Dvorák. Ein Abend im Juni mit Kammermusik und vielen Partnern beschließt Schiffs Residenz. Und stets spielt er dabei dassselbe Instrument. Nicht etwa einen der Steinways, die ihm aus dem Klavierlager der Elbphilharmonie zur Verfügung stünden, sondern seinen eigenen Flügel, einen sündschönen Bösendorfer in Mahagoni.

Grund genug, den feinsinnigen Künstler mit den dezidierten Meinungen am Vorabend seines Solo-Recitals zum Gespräch zu bitten. Bei Schummerlicht in einer der Solistengarderoben der Elbphilharmonie gab Schiff in seinem langsamen, singenden, sanft ungarisch eingefärbten Deutsch Antwort auf alle Fragen. Es preist die Vorzüge alter Tasteninstrumente bis hin zum kaum mehr gespielten Clavichord, erzählt, warum er sich als Brückenbauer für die nachwachsende Solistengeneration sieht, was ihn mit Furtwänglers Sekretärin verbindet und wie er mit Dantes »Göttlicher Komödie« sein Italienisch verbessert. In aller Ruhe erläutert er auch die Vorzüge von Basel, das Unwiderstehliche an London und die Segnungen des Lebens in Florenz. Wohnsitze unterhält er in allen drei Städten. In Florenz aber wohnt sein Herz.

Im Fokus: Sir András Schiff :Konzerte in der Saison 2023/24

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