Jakub Hrůša

5 Fragen an Jakub Hrůša

Der tschechische Pultstar über gegenseitige Inspiration und lebenslanges Lernen.

Jakub Hrůša zählt zu den erfolgreichsten Dirigent:innen unserer Zeit. Derzeit ist er Chefdirigent der Bamberger Symphoniker sowie Erster Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie und des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Einladungen führen ihn darüber hinaus regemäßig zu den renommiertesten Klangkörpern wie den Wiener Philharmonikern und das Cleveland Orchestra. Auch in Hamburg gehört er längst zu den Publikumslieblingen. Das erste Mal am Pult eines Orchesters stand er bereits im Alter von 15 Jahren. Damals durfte er das Schulorchester dirigieren, in dem er zuvor Klavier und Posaune gespielt hatte. »Seitdem habe ich nie mehr aufgehört«, erzählt er.

5 Fragen

Was macht einen guten Dirigenten aus?

Man muss sich sorgfältig vorbereiten und sich stets in allen wichtigen Bereichen – musikalisch und allgemein kulturell – weiterbilden. Man darf nie aufhören zu lernen. Aber das Wichtigste ist eine gute Kommunikation, die auf Empathie beruht – gegenüber den Musiker:innen ebenso wie gegenüber dem Publikum.
 

Und umgekehrt? Was macht ein gutes Orchester aus?

Die besten Orchester schaffen es, die individuellen Qualitäten der einzelnen Spieler:innen mit der Praxis des Zusammenspiels zu verbinden – und das alles, ohne dabei die Besonderheiten eines konkreten Ortes oder der Gruppe als solcher zu verlieren. Es ist wichtig, kammermusikalisch zu denken. Gute Orchester dienen immer der Gemeinschaft, die sie umgibt, und teilen die unermessliche Energie der Musik mit ihrem Publikum.
 

In der Elbphilharmonie sitzen die Zuhörer:innen um die Bühne herum. Wie fühlt es sich für Sie als Dirigent an, wenn Sie ein Teil des Publikums von vorne sieht?

Solange ich das Interesse des Publikums spüre, kann es sehr anregend sein. Und es ist ja schließlich sowieso meine oder unsere Aufgabe, dieses Interesse zu wecken. Aber die gegenseitige Inspiration macht alle guten Konzerte aus – unabhängig von der Beschaffenheit des Saales. Der Weinberg-Typ wie in der Elbphilharmonie ist großartig, aber ich liebe auch die traditionelleren Schuhkarton-Säle. Wir müssen in jedem Raum erstklassige Musik machen können.
 

Was hören Sie privat?

Normalerweise höre ich viel klassische Musik. Es gibt dabei so unendlich viel zu entdecken, dass man im Leben nur einen Teil davon kennenlernen kann, selbst wenn man 24/7 Musik hört. Am meisten höre ich daneben Hörbücher – und Stille. 
 

Welche:n Komponist:in der Vergangenheit würden Sie gerne mal treffen?

Jeden einzelnen, dessen Musik ich dirigiere – und noch mehr. Im Moment vor allem Leoš Janáček, Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch.

 

Jakub Hrůša
Jakub Hrůša © Andreas Herzau

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