Hamburger Camerata

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit! 21 | 25 | 29
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»Allein Freiheit, weiter gehn ist in der Kunstwelt, wie in der ganzen großen Schöpfung Zweck.« So lautete das Lebens- und Arbeitsmotto des passionierten Citoyen Ludwig von Beethoven. Am 9. November, an dem der so genannten »Reichskristallnacht« ebenso gedacht wird wie des Berliner Mauerfalls, spielt die HAMBURGER CAMERATA Musik, die ganz im Zeichen leidenschaftlichen Aufbegehrens steht. Dazu liest Philipp Hochmair Balladen jenes Dichters, der Pathos und Empfindsamkeit des selbstbestimmten Menschen wie kein Zweiter zum Ausdruck gebracht hat: Friedrich Schiller. Für den britischen Musikforscher und Wiener-Klassik-Experten H. C. Robbins Landon ist Haydns Sinfonie Nr. 52 in c-moll der »Großvater von Beethovens Fünfter«, der so genannten Schicksalssinfonie. In den frühen 1770er-Jahren komponiert, schlägt sie einen Ton leidenschaftlicher Zerrissenheit an, der die neue, subjektive und empfindsame Gefühlskultur der Zeit zum Ausdruck bringt. Der wichtigste musikalische Vertreter jenes Zeitgeistes, für den später Schlagworte wie »Sturm und Drang« oder »Geniezeitalter« gefunden wurden, war Carl Philipp Emanuel Bach, der »Hamburger Bach«. Über seine sechs Hamburger Sinfonien, die im Auftrag des Barons van Swieten entstanden, berichtet der Komponist Johann Friedrich Reichardt, »dass Bach sich nach des Bestellers Wunsch bei der Abfassung derselben ganz gehen lassen sollte ohne auf irgendwelche Schwierigkeiten hinsichtlich der Ausführung Rücksicht zu nehme.« So ist in Bachs Musik die Idee einer »Klangsprache«, die sich unmittelbar an das Gefühl wendet, in Reinkultur zu erleben. Ganz zum Gefühl spricht auch die Musik der russisch-amerikanischen Komponisten Lera Auerbach. Sie ist die Romantikerin unter den heutigen Komponistinnen. 1991 emigrierte Auerbach aus der zerfallenden UdSSR. Ihr Debüt als Pianistin und Komponistin in der New Yorker Carnegie Hall gab sie 2002, als sie zusammen mit Gidon Kremer ihre Suite concertante für Violine, Klavier und Streicher uraufführte. Beethoven selbst bezeichnete seine Große Fuge als »ebenso frei wie kunstvoll«. Für seine Zeitgenossen war sie dagegen »unverständlich, wie chinesisch« und für Peter Tschaikowsky schlicht »Chaos«. Igor Strawinsky dagegen hörte in ihr ein Pathos der Überwindung, »das all unsere Maßstäbe über den Haufen wirft, die menschlichen genauso wie die musikalischen, insbesondere mit ihrer jähen, nicht nachlassenden, schier unglaublichen Energie.«

Besetzung

Hamburger Camerata

Philipp Hochmair Sprecher

León Bernsdorf Klavier

Dirigent Claus Bantzer

Programm

Joseph Haydn
Sinfonie c-Moll Hob. I:52

Lera Auerbach
Suite concertante für Violone, Klavier und Streicher

Carl Philipp Emanuel Bach
Sinfonie e-Moll Wq 178

Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur op. 133 (Fassung für Orchester)